Amaran AL-MX : Das immer-dabei-Kopflicht?

Alt vs. neu

Seit fast 12 Jahren ist das Panther Romy 75-Kopflicht mein treuer Begleiter. Es hat nächtliche Demos oder Stars am Red Carpet erhellt und musste auch schon als Renovierungsleuchte oder Umkleidelampe bei Nachttauchgängen herhalten. Bereits auf meiner XH-A1 war es der „Dauerbrenner“.

Bis heute erreichen nur wenige LED-Kopflichter die Beleuchtungsstärke einer Romy, zudem sie robust und so einfach gebaut ist, dass man viele Reparaturen selbst vornehmen kann. Allerdings braucht man schon einen 12 V-Bleiakku, um sie anzuheizen und der bringt mit ausreichender Kapazität gut 2 Kg auf die Waage. Außerdem produziert ihr Halogenbrenner nur Kunstlicht, wenn höhere Farbtemperaturen gewünscht sind, muss gefiltert werden, kurz: für Hardcore-Einsätze ist sie weiterhin das Mittel der Wahl, als leichte immer-dabei-Aufhellung jedoch ungeeignet, besonders in Verbindung mit kleinen Kameras und wenn man allein unterwegs ist.

Glücklicherweise gibt es mittlerweile LED-Kopflichter, die buchstäblich in die Jackentasche passen und in vielen Fällen als Aufhellung ausreichen. Ich habe mich für das  Amaran AL-MX  von Aputure entschieden, das seit Anfang des Jahres auf dem Markt ist. Die Leuchte ist in etwa so groß wie ein Smartphone und liefert bei acht Watt Leistungsaufnahme immerhin eine Helligkeit 200 Lux in 1 Meter Entfernung. Die Farbtemperatur ist in fünf Schritten einstellbar, von 2.800 bis 6.500 Grad Kelvin und auch die Lichtleistung lässt sich stufenweise dimmen. Für Strom sorgt ein festverbauter 3,7 Volt Lithium-Polymer Akku mit 1.800 mAh, der über ein USB-C Kabel geladen wird. Unten im Bild: Die Amaran und die Romy 75 samt Akku im Größenvergleich.

Für manche ein Dealbreaker, ist die eingebaute Stromquelle für mich eher ein Kaufargument. Ich schleppe schon genug Batterien mit mir herum, weitere für das Kopflicht müssen nicht sein. Ob Lipos, die ja eher zu den „sensiblen“ Akkus gehören, dem harten Job in einem Kopflicht, einschließlich Hitze, Kälte und Nässe, dauerhaft gewachsen sind, wird sich zeigen.

Unboxing

Das Ganzmetallgehäuse der Amaran AL-MX wirkt solide, die Bedienelemente sind auf der Oberseite angebracht. Hinten wäre praktischer gewesen, denn sobald das Stativ voll ausgefahren ist, kann man sie nicht mehr sehen. Immerhin, keine fummelige, zeitraubende Menüsteuerung, sondern Druckknöpfe und zwei Schiebeschalter.

Zubehör gibt es reichlich, darunter zwei Diffusorscheiben unterschiedlicher Dichte, die per Magnet angebracht werden sowie eine Art Softbox, die mit Klettband montiert wird. Wie haltbar das ist, bleibt abzuwarten, bei mir löste sich das Klettband schon direkt nach dem Anbringen vom Lampengehäuse. Sollte man die Softbox verlieren, ist aber auch das nicht weiter tragisch. Der Kunststoff sieht aus, als sei er aus einem halbtransparenten Schnellhefter ausgeschnitten und ließe sich wohl auch exakt damit ersetzen. Schmelzen kann hier ohnehin nichts, schließlich produzieren die LEDs kaum Wärme.

Mitgeliefert werden zudem eine Transporttasche, ein schwenkbarer Blitzschuhaufsatz, Klebepads und ein USB-C Ladekabel, alles Sachen, die an Actioncam-Zubehör erinnern. Tatsächlich verfügt die Amaran über das übliche 1/4 Zoll-Gewinde, was sie kompatibel mit Befestigungslösungen anderer Hersteller macht. Wer die Leuchte also irgendwo anbringen möchte, findet genug Möglichkeiten.

Erster Test

Mit dem Aufsatz verschraubt passt die Amaran auf jeden Blitzschuh, allerdings löst sich der Verschluss an der Lampe, wenn man nur leicht dagegen stößt. Auch die Magnethalter der Diffusorscheiben arretieren lediglich mittelfest, bei „Kontaktsport“ mit Kollegen könnten sie sich selbständig machen. Aber das sind, wie gesagt, ja auch eher Einsatzfelder für robustere Leuchten wie die Romy.

Die Amaran erzeugt ein angenehm flächiges Licht mit wenig Helligkeitsabstufungen. Man kann auch einen Boostermodus zu aktivieren, der 30 Prozent mehr Leistung bringt, allerdings wird es dann aus Sicht des Interviewten unangenehm, außerdem hält die Leuchte ihn nur eine Minute lang durch und schaltet dann automatisch zurück. Ohnehin liefert die Amaran auch auf der kleinsten Helligkeitsstufe genug Licht, um einen Interviewpartner in rund 1 Meter Entfernung hinreichend aufzuhellen, sogar für meine AG-HPX250, die nicht unbedingt ein Lowlight-Monster ist. In diesem Modus soll die Leuchte nach Herstellerangaben fünf Stunden lang durchhalten, bevor sie wieder ans Ladekabel muss.

Doch wie sieht es messtechnisch aus? Da ich kein Luxmeter habe, musste mein alter Belichtungsmesser entstaubt werden.  Auf Maximum gestellt, lieferte die Amaran im Kunstlichtmodus und bei voller Leistung eine Blende von F 1,45 die Panther Romy schaffte F 2,83 aus der gleichen Distanz (bei Iso 200 und 1/60 Belichtungszeit). Klingt ernüchternd, aber: Wir reden hier von einem Match 8 Watt vs. 75 Watt! Zudem sinkt die Beleuchtungsstärke der Romy rapide, sobald man eine Blaufolie oder Toughspun oder gar beides davorklemmt und bei Veejay-typischen Interviewdistanzen von +/- 1 Meter ist das eigentlich immer nötig.

Die Praxis

Ihren ersten Einsatz hatte die Amaran bei einer Veranstaltung, die ich dokumentieren sollte. Als Kamera nutzte ich eine Nikon D5200, für die die Leuchte wegen der kleinen Abmessungen gut geeignet ist. Auch ihre zweite Stärke, die verschiedenen Farbtemperaturstufen, konnte sie im schummerigen Mischlicht des Veranstaltungsortes voll ausspielen. Das Bild unten wurde aus ca. zwei Metern Entfernung mit Diffusorscheibe vor der Leuchte aufgenommen. Anders als bei Halogen-Kopflichtern zucken die Menschen nicht sofort zusammen. Offenbar wird das eher flächige LED-Licht als weniger störend empfunden.

Sogar einen ungewollten Crashtest bestand die Amaran mit Bravour, fiel sie mir doch prompt aus ca. 1m Höhe auf den harten Hallenboden. Bis auf einen winzigen Lackschaden hatte das keinerlei Folgen. Allerdings: Nach ca. 30 Minuten Betrieb, nicht nur auf höchster Leistungsstufe, war der Akku leer. Nun erreichen Lipos erst nach mehreren Ladezyklen ihre volle Kapazität, aber sicher ist: Einen langen Drehtag würde die Amaran AL-MX ohne mehrere Ladezyklen, die jeweils rund eine Stunde dauern, nicht durchstehen. Dafür -oder auch, um die Leuchte längere Zeit am Stück einzusetzen- empfiehlt sich die Anschaffung einer Powerbank samt hinreichend langem Kabel. Immer noch handlicher und leichter, als Bleiakkus mitzuschleppen. Bestätigt hat sich mein Verdacht, dass sich die Magnethalter der Diffusorscheiben leicht lösen, wenn es etwas rauer zugeht. Hier sollte der Hersteller nachbessern.

Fazit

Die Amaran AL-MX gehört zu den leistungsstärksten LED-Kopflichtern ihrer Klasse, ein vollwertiger Ersatz für ein „erwachsenes“ Broadcast-Kopflicht ist sie nicht. Vielmehr eine kostengünstige Ergänzung, perfekt für leichte Kameras wie DSMs oder DSLRs, bzw. wenn absehbar ist, dass nur kurzzeitig eine Aufhellung benötigt wird. Immer-dabei-Kopflicht trifft es daher ganz gut und das zu einem Preis, bei dem man nicht wirklich viel falsch machen kann.

Und ein Nachtrag

Die meisten Testberichte enden … nun ja, eben mit dem Testbericht. Fair gegenüber dem Produkt ist das nicht immer, schließlich hängt viel von der längerfristigen Erprobung ab. Hier nun mein Nachschlag in Sachen Amaran. Inzwischen hat die Leuchte eine längere TV-Produktion mitgemacht, und zwar von der Sorte “Drehen, bis der Arzt kommt. ” Die Diffusorscheiben habe ich schnell ausgemustert, denn im Reportageeinsatz lösten sie sich ständig. Die von mir zuvor skeptisch beäugte “Schnellhefter-Softbox” mit ihrer Klettband-Arretierung bewährte sich hingegen hervorragend. Für die nötige Energiereserve sorgte eine Powebank, die ich für 15 Euro in bei einem Elekronikhändler erwarb. Sie passt in die Tasche der Amaran und kann in Drehpausen per USB-Kabel an die Leuchte gehängt werden. So ist die AL-MX immer ausreichend geladen und hält auch lange Drehtage durch. Meine Romy samt ihrer schweren Bleiakkus, die ich zur Sicherheit auch dabei hatte, musste ich kein einziges Mal einsetzen.